23.03.2012

UFOP/AGQM Fachseminar „Aktuelle Aspekte zur Umsetzung der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung“

Branchenübergreifend großer Informationsbedarf

Einen nach wie vor großen Informationsbedarf über alle Stufen der Rohstofferfassung und -verarbeitung bis zum Biodiesel sowie des Mineralölhandels stellte Dieter Bockey, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e.V. (AGQM), gleich zu Beginn des 5. Fachseminars zur Umsetzung der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung fest.

Dr. Mattias Nickel, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), erläuterte den Entwicklungsstand und die geographische Verbreitung der Zertifizierungssysteme in der EU und in Drittstaaten. Dr. Nickel stellte in diesem Zusammenhang die Zuständigkeit der BLE bezüglich der Zertifizierungsstellen heraus, soweit diese ihren Sitz in Deutschland haben und betonte, dass mit der EU-Anerkennung von Zertifizierungssystemen nicht zugleich die Zertifizierungsstellen für die Systeme anerkannt oder akkreditiert seien, dies bleibe Aufgabe der jeweiligen Mitgliedsstaaten. Dr. Nickel unterstrich, dass die Rückverfolgbarkeit der Rohstoffherkunft in gleicher Dokumentationsqualität auch von Marktakteuren in Drittstaaten wie in Deutschland verlangt werde. Das Prinzip der Rückverfolgbarkeit bis zum Rohstoffanbau werde im Rahmen der nationalen Regelung zur Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung nicht aufgeweicht. Insbesondere hier müssten sich alle zugelassenen Zertifizierungssysteme bezüglich der jeweiligen Zertifizierungs- und Dokumentationsanforderungen vor dem Hintergrund der Erwartungshaltung der Politik und der Verbraucher, messen lassen. Vor diesem Hintergrund wurde die praktische Anwendung der Erweiterungen der Datenbank Nachhaltige-Biomasse-System (Nabisy) demonstriert.

André Krumland, Bundesfinanzdirektion Südwest und Reiner Thormann, Hauptzollamt Krefeld, erläuterten aktuelle verwaltungstechnische Aspekte zur Umsetzung der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung aus Sicht der Zollverwaltung. Der Vortrag umfasste ebenfalls aktuelle Fragestellungen und Voraussetzungen bestimmter Rest- und Abfallstoffe für die Doppelanrechnung auf die Quotenverpflichtung sowie der Nachweise für die Biobilanzen. Mit der Umsetzung der am 01.01.2011 rückwirkend in Kraft getretenen Änderung der 36. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV), hatte auch Deutschland die Möglichkeit der Doppelanrechnung von Biokraftstoffen, hergestellt aus Rest- und Abfallstoffen, in nationales Recht umgesetzt. Ein erheblicher Nachfragebedarf bestand insbesondere bezüglich der hiermit verbundenen Dokumentationspflichten.
Bockey betonte an dieser Stelle die Problematik, dass am Biokraftstoff selbst eine Prüfung über die Rohstoffart und -herkunft nicht möglich sei, sondern ausschließlich im Wege eines Dokumentationssystem schließlich auch Betrugstatbestände bezüglich der „Abfallherkunft“ vorgebeugt werden müsse. Als dringenden Harmionisierungsbedarf auf EU-Ebene stellte der AGQM-Geschäftsführer die Frage der Abfallherkünfte und -nachweise insbesondere bei Drittlandsimporten heraus.

Peter Jürgens, Geschäftsführer der RedCert GmbH, berichtete über den Stand der Implementierung des REDcert-Systems in Deutschland und in der EU. EU-weit könne das System über 1.000 Teilnehmer, davon etwa 900 mit ca. 2.400 Betriebsstätten in Deutschland verzeichnen. Nach wie vor müssten jedoch Unsicherheiten bei Systemteilnehmern und Auditoren festgestellt werden in der Handhabung von Massenbilanzen und Nachhaltigkeitsnachweisen, betonte Jürgens. Als besondere Herausforderung in der administrativen Umsetzung und Qualifizierung der Auditoren stellte Jürgens die Umstellung von der Biokraftstoff- auf die Treibhausgasquote ab 2015 und die Anhebung der Treibhaugasminderung für Biokraftstoffe auf mindestens 50 Prozent ab 2017 heraus. Dann müssten auf allen Stufen Maßnahmen zur THG-Optimierung umgesetzt und dokumentiert werden. Die Tagungsunterlagen können kostenpflichtig angefordert werden: n.onrhzre@ntdz-ovbqvrfry.qr

 

Die Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e.V. (AGQM) bietet auf nationaler und internationaler Ebene ein Maßnahmenkonzept zur Qualitätssicherung von Biodiesel an, das die gesamte Produktions- und Vermarktungskette umfasst. Der Verband engagiert sich in Forschungsprojekten für die unterschiedlichsten Anwendungsoptionen von Biodiesel und der Nebenprodukte.